Der Büchermensch Christian Rospleszcz feiert am 20. Mai seinen 80. Geburtstag. Eine Wüdigung des Autors Michael Fuchs-Gamböck:
Wer ins Domizil von Christian Rospleszcz und seiner Gattin Christine in Grafrath nähe Ammersee kommt, blickt in dem offenen Haus mit Galerie gleich auf eine Bibliothek, die sich im Treppenauge auf zwei Stockwerke ausbreitet. Mein Eindruck ist ein entrückter Kosmos, einzig zusammengehalten von der Kraft und Energie der Buchstaben. Denn Rospleszcz war der Magie und Macht des bedruckten Papiers sein ganzes Dasein lang verhaftet, ist es bis heute. Wenn Kino-Obsessive Cineasten sind, so ist Rospleszcz alleine aus beruflichen Gründen ein Büchermensch.
Man erkennt es an seiner Vita, dass der 1945 in Frankenstein/Schlesien Geborene ein großes Faible für viele Arten von Druckerzeugnissen hat. Nach seinen Lebensstationen in Hannover und Ulm am Kepler-Gymnasium absolvierte der Dauer-Neugierige eine zweijährige Ausbildung zum Verlagskaufmann bei der „Schwäbischen Donauzeitung“. Danach ein Jahr lang Redaktionsvolontariat bei der „Südwestpresse“, ehe der Barras laut nach ihm rief – der junge Christian landet als W18 in Freising bei der Luftwaffe und Radarabwehr.
Nach München gewechselt, verdingt sich der junge Christian, seines Alters entsprechend, 1968 als Jungredakteur bei TZ/Merkur in München. Dann Stellungswechsel in die Werbebranche, als PR Assistent bei den „Optischen Werken Rodenstock“. Dort betreut er die Redaktion der Hauszeitschrift „Gute Sicht“. Seine Expertise und werbliche Konzeption für das neue phototrope Brillenglas „Colormatic“führt ihn in Verhandlungen mit Uschi Glas und Franz Beckenbauer, um sie als Testimonials und Werbeträger für das moderne Sonnenschutzglas zu gewinnen. Für das Fernsehen wird ein 30-Sekunden-Werbespot gedreht und fest in die Kampagne verankert.
Doch Christian Rospleszcz will auch akademische Grade erreichen. So avanciert er zwischen 1970 – 1973 zum Student des „Werbefachlichen Instituts“ an der „Bayerischen Akademie der Werbung“, zugleich studiert er erfolgreich an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in der TU München.
Im Anschluss startet Rospleszcz so richtig durch, berufsmäßig. Er wird mit noch nicht mal 30 Marketing- und Werbechef der „Verlagsgruppe Moderne Industrie“, Deutschlands zu jener Zeit führender Management Verlag und verantwortet u.a. das Direct Mailing für jährlich fast 1.5 Mio. Werbepackages.
Jetzt kommen wir zum Opus Magnum des Christian Rospleszcz für stolze 32 Jahre zwischen 1979 – 2010! Der Erfolgsorientierte übernimmt die Funktion als Geschäftsführer der ersten Werbeagentur der Buchbranche, „Buchwerbung der 9“ („Bwd9“). Es ist die wichtigste Werbeagentur der marktbeherrschenden Buchhandlungen, etwa „Hugendubel“, „Thalia“, „Mayer’sche“, „Bouvier“ und weitere fünf. Es war damit die bedeutendste Schaltstelle zwischen dem Buchhandel aller Größen und Schattierungen einerseits und der Verlagswelt gegenüberstehend auf der anderen Seite.
Vier Ziele nennt Christian Rospleszcz, wenn es darum geht, sein Aufgabengebiet zu umschreiben. Zunächst sei genannt die Ausweitung der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit mit weiteren Buchhandlungen und Verlagen. Konkret handelt es sich um 60 assoziierte Buchhandlungen in ebenso vielen Städten, die über 100.000 Einwohner vorweisen können. Darüber hinaus gibt es weiter noch über 100 Partnerbuchhandlungen in wichtigen kleineren Städten sowie ihrer Regionen.
Zweites Ziel sind Streuprospekt Aktionen in über 70 Tageszeitungen exklusiv jeweils für die kooperierende Buchhandlung zu ausgewählten Themen. Hier genannt seien Projekte wie z.B.Urlaub und Reisen, Hobby und Freizeit, Weihnachten-Geschenkvorschläge, Modernes Antiquariat etc. Die Beilagen besitzen eine Auflage bis zu acht Millionen Exemplaren.
Hauptanliegen der beschriebenen Werbekampagnen ist es, dem Buchleser die Schwellenangst beim Kauf eines Buches zu nehmen, dem Sortimentsbuchhändler im Gegenzug sein Profil zu schärfen und eine exklusive Handelsmarke aufzubauen. Die Ziele sind hoch gesteckt, nahezu revolutionär.
Und schließlich möchte man durch Vielfalt neue Warengruppen und Bücher bewerben. Als Beispiel sei etwa „Einfach Klasse“ genant – dahinter stehen ausgewählte Lernhilfen für Schüler und Lehrer, um das Lernen lernen zu intensivieren und bessere Noten bei Prüfung und zur Versetzung zu erhalten. Weitere Themenkomplexe: „Weltsprache Computer“, „Die ganze Welt des Comic“, „Video beim Buchhändler“, „Krimi-Bücher für Wort und Totschlag“ oder „Hör Buch – die Welt des Audiobook“, um nur die wichtigsten aufzuführen. Rospleszcz – „der Melker mit den eiskalten Händen“, wie er in der Branche spöttisch genannt wird – startet Wanderausstellungen beispielsweise zu den Themen „Meer erleben“, „Spanien“, „China“ usw. Er macht mit vollem auch finanziellem Risiko Kinowerbung fürs Taschenbuch ,schließt mit der DB einen Vertrag zu KulturonTour für das HörBuch und schafft den Einstieg bei den privaten Radiosendern mit vorgefertigten Hörbildern ausgewählter Verlagstitel. Zur Buchmesse in Leipzig wird erstmals der „Hörkules“für das bestverkaufte Hörbuch des Buchhandels präsentiert, ebenso die „Mimi“ als bestverkauftem Krimi.
2002 geht erstmals ein Kundenmagazin „Buch Szene“ an den Start, das mit der Zeit stark für den einzelnen Buchhändler individualisiert wird. Ein Jahr später folgt das „Thalia Special Magazin“ in einer Auflage von 500.000 Exemplaren zwei Mal im Jahr.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Doch Christian Rospleszcz ist in allererster Linie ein Teamplayer, wie er immer wieder betont. Zu den Hochzeiten beschäftigt er bis zu 16 Festangestellte. Dazu kommen Pools mit Freien Mitarbeitern aus den verschiedensten Genres wie z.B. Grafik und Redaktion.
Als Christian Rospleszcz 2010 zumindest die offizielle Bühne seines Schaffens verläßt, darf er auf ein stolzes Lebenswerk zurückblicken. Übrigens nicht nur im Business, sondern auch im Privaten. Seit 1971 ist er mit seiner Herzdame Christine verheiratet, zwei inzwischen erwachsene Söhne sind die Krönung dieser bis heute andauernden Amour Fou. Bis dato vier Enkel gibt es ebenfalls bereits, die von Opa heiß geliebt und entsprechend verwöhnt werden.
Wenn dieser Mann, ein Bücherdrache, kein Bücherwurm, am 20. Mai seinen 80. Geburtstag begehen darf, kann er stolz auf seine Vita zurückblicken. Wir wünschen ihm alle für die nächsten Lebensjahre gute Gesundheit und viel Glück.
Michael Fuchs-Gamböck
Christian Rospleszcz feiert am 20. Mai seinen 80!
KHR